Der Skisport schreit nach einer Revolution - ein Fallbeispiel wie Organisationen den Zeitgeist verschlafen

veröffentlicht am 4. Februar 2019

Unzählige schwere Verletzungen, irrwitzige Zeitpläne, übermächtige Verbände, Jugendliche die lieber E-Sportler werden, als Skifahrer. Es gibt unzählige Gründe warum der Skisport nicht nur Reformen benötigt, sondern bereits mehr nach Revolution schreit.

Ich liebe diesen Sport, genau deswegen mache ich mir viele Gedanken wie man ihn trotz Klima- und gesellschaftlichem Wandel und Digitalisierung, langfristig erhalten und attraktiv gestalten kann.

Hier ein paar Gedanken:

Macht der FIS und der Landesverbände beschneiden

Jubel in Wengen

Nicht nur im Skisport haben sich Verbände eine übermächtige Stellung erarbeitet. Im Verband wird über alles entschieden, auch über jene Sachen, die eigentlich beim Sportler selbst oder bei den Partnern und Firmen sein sollten. Das noch dazu oft von Personen, die mit dem Sport an sich wenig am Hut haben und es manchen einfach nur um das Bekleiden von Funktionen geht.

Vor allem wird auf eine Art und Weise vermarktet, so dass der Verband noch mächtiger, noch reicher wird und das geschieht meist auf Kosten der SportlerInnen. Diese sind moderne Gladiatoren, die eine Show abzuliefern haben und von Arena zu Arena gehetzt werden. Wer Pech hat, landet halt im Krankenhaus oder steht im schlimmsten Fall gar nicht mehr auf.

Durch die Strukturen der Verbände haben SportlerInnen und Skiindustrie kaum ein Wörtchen mitzureden. Die Saison ist auf 3-5 Monate beschränkt, in der muss alles passen und alles muss ausgeschlachtet werden, egal ob es körperlich oder psychisch machbar ist.

Eine Pause innerhalb der Saison kann sich keiner leisten. Manche Sportler sind nach einer erlittenen Verletzung sogar erleichtert, da sie so endlich die unbedingt notwendige Pause, gezwungenermaßen, bekommen.

Weltrangliste statt Weltcup - Organisation wie im Tennis

Zusätzlich findet im Skisport kein offener Wettkampf statt. Den Besten ist oft durch Länderbeschränkungen das Starten verwehrt. Ich verstehe keine, vor allem keine Einzelsportart wie es Skifahren ist, wo das von Haus aus so gelebt wird.

Wenn man zufällig in Österreich auf die Welt kommt, kann es passieren, dass man unter den TOP 10-20 der Welt ist und zum Zuschauen verdammt wird, während Leute wie Prinz Hohenlohe mit 60 Jahren die WM Qualifikation bestreiten dürfen.

Skifahren ist ähnlich wie Tennis zu organisieren und sollte auch von der Wertung so gelebt werden. Durchaus eine Ganzjahreswertung mit Weltrangliste. Die Athleten, die in der Wertung vorne sind, haben automatisch die Startberechtigung für die Rennen, egal aus welchem Land sie kommen.

Je nach Rennen wären unterschiedliche Punkte zu vergeben. Ein Grand Slam mit zum Beispiel Wengen, Kitzbühel, Garmisch und Bormio in der Abfahrt der Herren könnte interessant sein. Die großen Rennen müssen eine größere Wertigkeit bekommen und zwar sportlich und finanziell. Das würde auch notwendige Pausen für die Athleten ermöglichen.

Ebenso könnte eine derartige Wertung Rennen zu anderen Jahreszeiten, auf anderen Teilen der Welt interessant machen.

Sponsorenleistungen und Werbewert verbessern

Sponsoring
Sponsoren müssen mehr für ihre Leistungen erhalten!

Die Werbepools der Landesverbände sind ein Relikt aus dem Amateursport. Diese Zeit ist lange vorbei. Skifirmen müssen heute in diese Pools einzahlen und zwar in jedem Land einzeln, andere mögliche Sponsorpartner haben wiederum keine Chance mehr und können auch nicht direkt mit den Fahrern – den wahren Helden und Leistunserbringern – werben. Die Firmen zahlen – die Lorbeeren und der Werbewert sind bei Nationen und FIS.

Könnten Ausstatter und Sponsoren frei entscheiden, wer und was gesponsert wird und wie das aussieht, würde mehr Geld in den Sport fließen und mehr bei Sportlern und Einrichtungen die den Sport unterstützen, ankommen.

Heute gibt es Sponsorengelder aus politischen Gründen und nicht aus echten Argumenten für den Sponsor. Die Werbepools sind für manche Firmen ein notwendiges Übel. Aber Sponsoring, das mehr oder weniger auf Zwang aufgebaut ist, hat noch selten Sport oder Firmen geholfen. Ich frage mich ja auch warum die Skifirmen nicht schon lange gegen dieses System anlaufen.

Die Leistungen, die ein Unternehmen für sein Sponsoring erhält, sind von den Verbänden viel zu sehr eingeschränkt. Selbst wie man seine Skistöcke bei der Siegerehrung zu halten hat, ist reglementiert.

Firmen- statt Nationenorganisation

Skifans
Mehr Firmengelder statt Nationen

Der Einzelsport Skifahren ist in Landesverbänden und Nationalteams organisiert. Warum eigentlich? Oft wird argumentiert, dass das notwendig sei, um konkurrenzfähige Skifahrer auszubilden.

Wir versuchen auf der Welt Grenzen abzubauen. Beim Sport, von dem doch eigentlich immer wieder gesagt wird, dass er Menschen verbindet, werden die Nationen hoch gehalten. Und beim Skisport ganz extrem.

Warum fährt man beim Skisport nicht in Profiteams – in Teams der Ausstatter und Sponsoren? Das “Fischer-Audi” Team kann mehr leisten – und vor allem ehrlicher und offener arbeiten – als ein Nationenteam.

Der Österreicher “Max Mustermann” vom Team “Red Bull Salomon” würde ich spannend finden. Vielleicht macht ja auch “Schladming Atomic” oder “Milka Rossignol” mit. Es gibt viele Wirtschaftszweige, die an einer Öffnung des Marktes im Skirennsport interessiert sind.

Gewinnen wird trotzdem der Athlet auch für sein Land, aber eben auch grenzüberschreitend für sein Team und vielleicht für Werte, die zum Athleten und zur Company besser passen als Verbandsstrukturen. Lasst den Markt bestimmen und gebt den Sponsoren die Möglichkeit den Werbewert bei sich zu behalten.

Ebenso eröffnet das für viele Talente Chancen doch zum Einsatz zu kommen und nicht schon mit 15 Jahren aus den Kadern zu fliegen. Derzeit werden die möglichen Seriensieger der Zukunft aufgrund Herkunft, Wachstum, Pubertät, “falsche Schule” frühzeitig aussortiert.

Haben die Industrie und die Unternehmen Handlungsspielraum, ermöglicht dies auch mehrere Firmensponsoren aus der gleichen Branche die Bühne bespielen zu lassen, was immer zu einem besseren Wettkampf und damit zur besseren Entwicklung des Sports und des Materials führt.

Die Besten müssen starten dürfen!

Eine Einzelsportart lebt davon, dass jeder Sportler den Traum haben kann, starten zu dürfen. Durch die Strukturen im Skisport ist das nicht gegeben.

Wie oben bereits erwähnt, kann es passieren, dass man zu den 10-20 Besten der Welt zählt und möglicherweise keine Starterlaubnis hat bzw. nicht aufgestellt wird.

Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass man, wenn man in einem Land geboren ist, welches Skifahren nicht auf der Hauptagenda hat, schon von vornherein keine Chance hat, sich jemals in diesem Sport nach oben zu kämpfen.

Das beginnt bereits im Schüler und Jugendalter und setzt sich bis zu den allgemeinen Klassen fort. Es gibt keinen Unterbau, keine Art “Regionalliga” wie im Fußball wo sich Athleten über gute Leistungen empfehlen können bzw. aufsteigen können.

Bereits im frühen Nachwuchsalter bestimmen Landesfunktionäre wer startet und es gibt keine Objektivität – es sind rein subjektive Entscheidungen.

Schon im Alter von 14, 15 Jahren wird von den Funktionären nur ergebnisorientiert aufgestellt. Das geht so weit, dass wenn der Athlet für spätere Vermarktung aus dem falschen Bundesland kommt, er möglicherweise alleine deswegen chancenlos ist.

Wenn nicht Privatpersonen Hobby- und ÖSV Cups organisieren würden, dann gäbe es nichts! Der ÖSV gibt hier Regeln vor, Unterstützung für Vereine und Organisatoren gibt es keine, eher im Gegenteil.

Die Austrian Race Series und die veranstaltenden Vereine im Rahmen der Rennserie sind ein schönes Beispiel wo sich begeisterte Skifahrer selbst einen Cup organisieren. Sie bieten damit vielen ambitionierten Rennfahrern und auch jungen Talenten die Möglichkeit abseits von Nationalkadern ihren Sport wettkampfmäßig auszuüben.

Es müsste für den Weltcup so etwas geben wie eine länderunabhängige Startliste mit der Möglichkeit sich über Qualifikationswettkämpfe für den Hauptevent zu qualifizieren. Dies aber nicht in einer länderinternen Qualifikation, sondern in einem für jedermann offenen Wettkampf. Beschränken kann man dies über die FIS “Weltrangliste”.

Die Besten müssen starten und etwas verdienen dürfen.

Preisgelder entsprechend Leistungen

Wenn jemand aus intrinsischer Motivation, innerer Überzeugung und Leidenschaft, ohne Chance auf viel Preisgeld, sein Leben riskiert, damit 50.000 und mehr Leute ein paar Tage, zum Beispiel in Kitzbühel, Society spielen können, und Millionen vor den TV Geräten es “saugeil” finden, dann ist das cool, aber nicht gerecht.

SportlerInnen müssen grundsätzlich etwas verdienen dürfen, also der Leistung entsprechend entlohnt werden. Ein paar Reiche geben am Wochenende in Kitzbühel mehr aus, als derjenige, der die Show liefert verdienen kann.

Die Skifahrer müssen endlich, vergleichbar den Tennisspielern, entlohnt werden. Ich träume von Preisgeldern von 1 Million Euro – oder ähnlich hoch – für einen Kitzbühel Sieg! Das funktioniert aber nur, wenn FIS und Landesverbände nicht die alleinige Macht haben.

Den Veranstaltern muss erlaubt sein, diese Gelder auf dem freien Wirtschaftsmarkt zu lukrieren. Den Fahrern muss erlaubt sein, Geld zu verdienen. Dies ist teilweise durch Wettkampfordnungen der FIS und der Landesverbände sogar untersagt.

Bei entsprechenden Preisgeldern und Werbewerten wird Skisport vielleicht auch für andere, große Sponsoren und für mehr SportlerInnen interessant. Die wenigsten Skifahrer können von ihrem Sport wirklich gut leben. Die Vermarktung zum Beispiel als Kitzbühel Sieger sollte am freien Markt möglich sein.

Herausforderung und Beispiel E-Sport

E-Sport begeistert Jugendliche aufgrund der Möglichkeiten!

Der E-Sport erlebt derzeit einen solchen Aufschwung weil er alle Sehnsüchte, die ein junger Mensch hat, wenn sie oder er sich wettkampfmäßig mit Gleichgesinnten messen will, erfüllen kann. Das noch dazu themenspezifisch mit dem Schwerpunkt unserer Zeit und der Wirtschaft: Digitalisierung.

Zusätzlich lernt der E-Sportler dabei etwas: Strategie, logisches Denken, kooperatives Zusammenarbeiten, offene Kommunikation und Austausch. Alles Fähigkeiten, die heute mehr als je zuvor gefragt sind.

Ein Skifahrer kann sich ziemlich sicher sein, dass er gesundheitlich nicht ganz fit aus der Karriere kommt. Neben Aufwand & Kosten des Sports ist vor allem die Verletzungsgefahr für viele Eltern bereits am Anfang ein Ausschließungsgrund für eine Skisport Karriere Ihres Nachwuchses.

Außerdem, und das ist nun die Aufgabe im E-Sport, dies nicht zu gefährden, kann jeder kleine Bursch und jedes Mädchen davon träumen, dass er/sie sich von ganz alleine nur durch die eigene Leistung ganz nach oben kämpfen und schlussendlich dort verdammt viel Geld verdienen kann.

Und wenn der sportliche Erfolg nicht gelingt, hat der E-Sportler auch noch die Möglichkeit am freien Markt Andere online zu trainieren oder Streamings anzubieten wo er wiederum Geld verdienen kann.

Auch wenn gerade in Österreich viele Computerspieler den Unterschied zwischen Gaming und tatsächlichem E-Sport noch nicht verstehen, kann sich E-Sport auch in unserem Land zur echten Konkurrenz zum konventionellen Sport entwickeln.

Zu viele Baustellen

Es gäbe noch unzählige Dinge die besprochen werden müssten, zum Beispiel der City Event, der keine Lösung ist oder Inhalte und Ausbildung sowie Organisation von ÖSV Schwerpunkt Schulen. Auch müssen die Investitionen in den Breitensport überdacht werden. Im Skisport gibt es viele Baustellen, die seit Jahren im Argen liegen.

Wenn der ÖSV so erfolgreich unterwegs ist wie derzeit, wird sich daran auch nicht viel ändern. Nur, dass es in ein paar Jahren zu wenig sein wird, wenn der Skisport sich ausschließlich auf Österreich konzentriert und endgültig niemanden anderen mehr interessiert und dann wird es zu spät sein.

Es gilt endlich die Weichen für die Zukunft des Skisport zu stellen, um wichtige Wirtschaftszweige, wie etwa den gesamten Wintertourismus zu sichern und ihn auch für nachkommende Generationen attraktiv und interessant zu gestalten.

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